Ein Nachruf von Otto Myslivec
Sowohl in Jahren als auch in der Dauer war Ernst Rusniok ältestes Mitglied des Schachklubs Baden. Bereits 1947 trat er dem Verein bei und hat ihm bis zu seinem Ende die Treue gehalten. Ausgezeichnet mit allen Ehrungen war Rusniok seit 1996 auch Ehrenmitglied des Schachklubs.
Geboren 1921 in Teschen erzählt seine Lebensgeschichte einen Teil der regionalen Schachgeschichte. Der gebürtige Pole wusste bereits im zarten Alter von sieben Jahren um die einzelnen Figuren und ihre möglichen Spielzüge Bescheid und wie er seine Gegner, einen nach dem anderen, schachmatt setzten konnte. „Mein Lehrer war damals ein um zwei Jahre älterer Schulfreund, dem einer seiner Gymnasialprofessoren immer dann weiterhalf, wenn wir vor einem unlösbaren Problem standen“, erinnerte er sich anlässlich seines 90. Geburtstages. Seine Faszination für das Schachspiel war bereits als Kind hell entbrannt. Doch nicht Schach, sondern die Kriegsjahre, sollten seine Jugend prägen, die ihn als Staatenlosen schließlich nach Baden spülten, wo er und auch sein Bruder ein neues Leben begannen. „Es dauerte nicht lange, bis ich auf den Schachklub im einstigen Café Golz aufmerksam wurde, dem der damalige Vizebürgermeister der Stadt als Obmann vorstand“, erzählte er von seinen ersten Badener Partien, die wohl auch für seine Gegner bemerkenswert waren. Es dauerte nicht lange bis Rusniok in die höchste Spielklasse, in die Landesliga, aufstieg und gegen Schachgrößen wie Jan Lounek und später im Simultanspiel gegen David Bronstein und Larry Evans, dem Meister des Blindspielens, zumindest remisierte. „Zeit meines Lebens habe ich mit Schach zwar kein Geld verdient - höchste Gage waren 15.000 Schilling, die anlässlich einer Meisterschaft beim 1000-jährigen Wiener Jubiläum, ausgespielt worden waren – eine Menge Pokale und Medaillen stapeln sich dennoch auf meinem Kasten zu Hause“, wusste er zu berichten. Manche seiner großen Spiele sind auch heute noch präsent und sie erzählen allesamt von Schachbegegnungen mit großen Meistern. Rusnioks Leidenschaft gehörte Zeit seines Lebens zwar dem Schach, was ihn bis kurz vor seinem Tod geistig fit hielt, doch selbst nach seinem 90er reiste Rusniok noch für sein Leben gerne, „vor allem in warme Gebiete, denn gefroren habe ich im Krieg genug“, plauderte er immer wieder gerne von vergangenen Tagen.